Das Filderkraut hat seinen Namen aus der Herkunftsregion mitgebracht: der Filderebene südlich von Stuttgart. Hier wurde es nachweislich um 1500 angebaut und es ist bis heute nicht geklärt, ob es eine spontane Mutation des Weißkohls ist, oder ob es von Mönchen des Denkendorfer Klosters gezüchtet wurde.
Auf jeden Fall handelt es sich um eine lokale Varietät, die beliebt ist wegen ihres feines Geschmacks und der zarten Blätter. Das feinste Sauerkraut wird aus Filderkohl hergestellt. Trotzdem wurde es im Zuge der Industrialisierung der Sauerkrautproduktion vom Weißkohl verdrängt, weil Filderkraut eine geringere Ausbeute hat und der Strunk nur von Spezialmaschinen ausgebohrt werden kann. Wegen seines rückläufigen Anbaus hat die Slow Food Stiftung für Biodiversiät den Filderkohl als regional bedeutsames traditionelles Lebensmittel in die Arche des Geschmacks aufgenommen, da sie ihn als existenziell bedroht ansieht.
Bei traditionellen Anlässen hat der Filderkohl nach wie vor einen Platz, wie etwa auf dem jährlichen Filderkrautfest in Leinfelden-Echterdingen, auf dem zahllose Kohlköpfe gehobelt werden, um den Krauthobelweltmeister zu ermitteln. Für ca 40000 Besucher gibt es Sauerkraut, Kohlrouladen, Krautkuchen und andere Spezialitäten aus dem regionalen Kraut.
Wie alle Kohlsorten enthält Filderkohl viel Vitamin C, Eisen, Magnesium und Selen. Während sich beim Lagern die Inhaltsstoffe abbauen, bleiben sie beim Fermentieren fast komplett erhalten, einige Vitamine und Mineralien nehmen sogar zu, wie etwa der Gehalt an Kalium, Kalzium, Vitamin B2 und B6 und natürlich Natrium. Kohlenhydrate dagegen sinken um ca 20 % – was ja nicht unbedingt als negativ empfunden werden muss ;)) Verloren geht auch Vitamin C, der Gehalt sinkt um fast die Hälfte. Da Kohl aber viel Vitamin C enthält, reicht der Rest noch problemlos zur Skorbutverhinderung, wie wir aus den Geschichten des Seefahrers Cook erinnern, der seine Mannschaft ohne Verluste nach langer Reise zurück brachte. Allerdings soll er auch ein selbstgebrautes Bier aus Fichtennadeln dabei gehabt haben, über dessen Anteil an der Gesundheit der Seefahrer nichts bekannt ist ;))
Auch Kohlwickel sind innerlich und äußerlich einsetzbar. Wer die Blätter nicht füllt und schmort, sondern sie stattdessen roh mürbe walzt, kann sie als Wickel bei Geschwüren und Wunden einsetzen, oder bei Arthrose und Arthritis. Dafür wärmt man die Blätter etwas an, schichtet sie ggf dachziegelartig übereinander und befestigt sie mit einem Verband. Der Kohlumschlag wird mindestens 2mal täglich erneuert. Ein Pariser Arzt schrieb 1881: „Der Kohl könnte in der Heilkunde das sein, was das Brot in der Nahrung ist…“ Auch die Römer verwendeten den Kohl zur Wundbehandlung ihrer Legionäre.
Das Filderkraut auf dem Hollerhof ist jedenfalls super geraten und blubbert schon fröhlich in Richtung Sauerkraut vor sich hin!
Solawi-Weihnachtsessen
• Salate – Möhren-Apfelsalat mit Haselnüssen, Feldsalat, Spaghettikürbis-Salat,
• Filderkohlgemüse mit Radicchio – Knoblauch in Olivenöl braun braten, Filderkohl, Radichio, Zitronensaft, frischer Koriander
• Pulled Beef vom Galloway – Rind mit Rotwein und Tomaten mürbe schmoren – mit 2 Gabeln auseinanderzupfen
• Veganes Knipp – Hafergrütze, Pilze und Tofu zerkleinern und mischen – kross braten
• Apfelstrudel – mit oder ohne Rumrosinen, Äpfel, Mandeln, Marzipan und Sahne
Quellen:
Lexikon der alten Gemüsesorten – AT Verlag
Schlank mit Darm –
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzkohl
https://www.slowfood.de/was-wir-tun/arche_des_geschmacks/die_arche_passagiere/filder_spitzkraut
https://www.volksfeste-in-deutschland.de/filderkrautfest-in-leinfelden-echterdingen.html
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lebensmittel/kohlgemuese/typisch-deutsch-sauerkraut-100.html
https://gesundheitsberater.de/kohlblaetter-als-heilmittel/